"Das Schlimmste an der Scham ist, dass man glaubt, man wäre die Einzige, die so empfindet" (A. Ernaux). Das enge Zusammenleben mit einer chronisch suchtkranken Person kann für Angehörige immensen, dauerhaften Stress bedeuten. Kinder, Partner, Eltern und Geschwister, um die Hauptbetroffenengruppen aufzuzählen, können darunter leiden und selbst erkranken. Alles dreht sich um die Kranken, die Angehörigen müssen sich stets zurücknehmen, schämen sich und kommen fortwährend zu kurz. Als Folge davon vernachlässigen sie ihre Interessen, Aktivitäten und sozialen Bezüge, werden mehr und mehr unzufrieden, können darüber ausbrennen und depressiv oder psychosomatisch erkranken.
Obendrein werden Angehörige oftmals zur Zielscheibe von Beschimpfungen, Abwertungen, Beschuldigungen, Beschämungen oder sogar von körperlicher oder sexualisierter Gewalt. Als Folge können sie Angst- und Belastungsstörungen entwickeln. Kinder sind am schlimmsten betroffen, weil sie durch die Belastungen, Vernachlässigung und Übergriffigkeiten in ihrer Entwicklung tiefgreifend geschädigt werden und kein unabhängiges Selbst entwickeln können. Die Folge sind komplexe Traumafolgestörungen.
Da Angehörige zumeist wenig Wahrnehmung für ihre Not haben und die eher internalisierenden Störungen auch vom Umfeld kaum wahrgenommen werden, erhalten sie allzu häufig keine oder nur unzureichende Hilfe. Eine Psychotherapie kann Betroffenen einen Schutz- und Freiraum bieten, sich abzugrenzen, sich zu finden und das eigene Leben (zurück) zu erobern. | weniger
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